Der Pass zieht dir den Zahn!

Bericht vom Ironman 70.3 in Zell am See 2017

Schon im Vorfeld erfuhr ich über die Medien, dass die Veranstaltung ausverkauft ist. 2500 Mitstreiter erwarteten mich. Dabei auch namhafte Profis, wie Laura Philipp, Anja Beranek, Nils Frommhold und Boris Stein.
Die Registrierung konnte am Freitag und Samstag, das Einchecken musste am Samstag stattfinden. Deshalb war es zwingend notwendig, bereits vor dem Raceday am Sonntag anzureisen. Ich tat das am Freitagnachmittag, was gefühlt die ganze Sache sehr entspannt machte. Nachdem ich am Samstag vormittags die Registrierung hinter mich gebracht und der Wettkampfbesprechung gelauscht hatte, blieb noch genügend Zeit, mit dem Auto einen Teil der Radstrecke abzufahren und die Schwimmstrecke zu testen. Nach dem Einchecken gegen 16:00 Uhr konnte ich den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Am Wettkampftag war es bei dieser Veranstaltung nicht notwendig, bereits mitten in der Nacht aufzustehen, da der Start erst für 11:00 Uhr angesetzt war, konnte man etwas länger an der Matratze horchen. Naja, an der Aufregung und den damit bei mir verbundenen Problemen, feste Nahrung beim Frühstück zu mir zu nehmen, änderte das nichts.
So, aber jetzt zum Rennen an sich: Gegen 10:30 fanden sich so langsam alle Atlethen am Ufer des Zeller Sees im Teilort Schüttdorf ein. In Bereichen von unter 30, 30-35, 35-40, 40-45 und über 45 Minuten erwarteter Schwimmzeit sollten sich Teilnehmer zum Warten auf den „Rolling Start“ einordnen. Ich selbst stellte mich in den Bereich 30-35 Minuten. Dieser erschien mir, nachdem ich am Vortag 35 Minuten für die Strecke benötigt hatte, realistisch. Die Profis starteten per Wasserstart um 11:00 (Männer) und 11:02 (Damen). Ab 11:15 Uhr waren dann wir Normalos dran. Noch kurz meinem Nebenmann den Neo zugemacht, dann ging es auch schon für mich ab ins Wasser. Das Schwimmen verlief für mich wenig spektakulär. Eventuell war das der Grund, warum ich meine erwartete Schwimmzeit nicht ganz erreichte. Mit etwas mehr als 36Minuten war ich sogar langsamer als beim Test am Vortag.
Den Wechselbeutel sammelte ich im Vorbeilaufen ein und rannte weiter. Im Wechselzelt angekommen wurde es dann eng und ich musste zuerst einen Platz zum umziehen suchen. Aber auch das klappte dann reibungslos. So jetzt das Fahrrad greifen und durch die Wechselzone bis zur Aufstiegsmarkierung schieben. Rauf auf den Bock, die Schuhe anziehen und dann zuerst mal die Beine richtig fliegen lassen. Ungefähr 20 Kilometer ging es flach bis abfallend dahin... dann eine kurze knackige Abfahrt, bevor es den Anstieg, mit ca. 800 Höhenmetern, Richtung Filzensattel hinauf ging. Die ersten zwölf Kilometer dieses Anstiegs fühlten sich moderat bzw. noch gar nicht so schlimm an. Aber dann kam der Hammer... zwei Kilometer mit fast durchgehend 14% Steigung. Meine Schenkel brannten und ich überlegte mir mehrfach, ob Absteigen und Schieben eine Option wäre. Die Menge an Zuschauern, die die Teilnehmer hier mit Anfeuerungsrufen unterstützten, ließen mich diesen Gedanken verwerfen. Ah, endlich der Gipfel, das Leiden hat ein Ende und ich mache mir Sorgen, wie ich den Rest der Strecke noch hinter mich bringen soll. Ein paar Kilometer steile und kurvige Abfahrt ließen mich auf andere Gedanken kommen. Ab Kilometer 45 verlief die Strecke dann moderat kupiert, wo mich dann, auf einem leicht abschüssigen Stück, ein Kollege namens Pavol überholte. Dieser war allerdings nicht wirklich schneller als ich, sodass ich mir schon etwas Mühe geben musste, die zwölf Meter Abstand einzuhalten. Am nächsten leichten Anstieg wurde er dann langsamer und ich überholte in wieder. Aber beim nächsten abfallenden Streckenteil fuhr Pavol wieder an mir vorbei. Dieses Spielchen zog sich dann bis zum nächsten Wechsel. Diesen erreichte ich nach 2:44 Stunden auf dem Rad.
Schon beim Absteigen merkte ich, dass in meinen Beinen nur noch Pudding übrig war. Weiter ging es natürlich trotzdem mit Rad abstellen, Wechselbeutel abholen, Laufschuhe anziehen und ab auf die abschließenden 21 Kilometer. Da standen dann schon die ersten und versuchten ihre Krämpfe aus den Beinen zu massieren. Ich selbst merkte von meinen Beinen bereits nach einem Kilometer nichts mehr. Die liefen einfach, allerdings nicht besonders schnell... und immer wieder Leidensgenossen, die am Streckenrand ihre Krämpfe in den Beinen bekämpften... meine Schlussfolgerung: das muss am Pass, den wir alle hinter uns gebracht hatten, liegen und ich bin nicht der einzige, der jetzt Probleme beim Laufen hat. Irgendwann kamen dann noch Magenkrämpfe dazu... aber darauf kam es dann nicht mehr an. Nach nicht ganz zwei weiteren Stunden erreichte ich mit der Gesamtzeit von 5:25:49 erleichtert das Ziel. Hier nahm mich dann gleich jemand in den Arm...? Pavol... er dankte mir für den Battle auf der Radstrecke und es stellte sich heraus, dass er auch derjenige war, dem ich noch kurz vor dem Start beim Anziehen des Neos behilflich gewesen war. Zufälle gibt es...

Trotz meiner Probleme beim Laufen, würde ich den IM70.3 in Zell am See als einen richtig „geilen“ Triathlon bezeichnen. Die Leute dort leben Triathlon... schon allein die Durchfahrt mit dem Rad auf der Hauptstraße von Zell war ein Erlebnis mit Gänsehaut-Feeling. Und solche Momente gab es einige.

Bis zum nächsten Bericht...
Jochen

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  • Veröffentlicht: 01. September 2017